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Zwei Frauen, zwei Länder, ähnliche Schicksale

Sie leben in zwei verschiedenen Ländern und haben sich noch nie getroffen. Doch das Schicksal von Tatiana aus Zentralafrika und von Adaa aus dem Südsudan ist ähnlich. Beide Frauen mussten mit ihren Kindern ohne den Ehemann vor der Gewalt in ihren Dörfern fliehen. Beide leben mit ungewissen Aussichten und unter schlechten Verhältnissen in Camps für vertriebene Menschen.

 

 

Tatiana: Ich versuche, trotz Trauer positiv zu leben

“Am Weihnachtstag sassen wir vor unserer Hütte. Zum Feiern hatten wir kein Geld, aber wir wollten den Tag gemeinsam verbringen. Doch dann begannen die Schiessereien.“ Tatiana (25) aus der Umgebung von Bangui, Zentralafrika zittert leicht, als sie sich an den Tag erinnert, an dem sie mit ihren fünf Kindern ihr Heim verlassen hat. „Als eine Granate in das Nachbarhaus einschlug, flohen wir in Panik. Nun leben wir auf dem Gelände der Theologischen Fakultät mit etwa 80 anderen Menschen in einem Zelt.“ 

Krankheiten fordern Kinderleben

In den Camps für vertriebene Menschen sind unter anderem Krankheiten ein grosses Problem. Auch Tatianas Familie ist betroffen. Sie erzählt unter Tränen: „Der Zwillingsbruder meines kleinen Simeon starb im Februar. Wir schliefen immer auf dem Boden und er hat starken Husten bekommen. Als ich ihn zum Krankenhaus brachte, war es schon zu spät.“

Trotz allem Schmerz versucht Tatiana, positiv zu denken: „Ich habe auch Gutes erlebt. Als auch Simeon krank wurde und ich grosse Angst um ihn hatte, kamen viele Nachbarinnen und halfen mir ganz praktisch und mit Gebeten. Wir sind eine Gemeinschaft hier und ich bekam von anderen Müttern auch Essen für meine Kinder, als das verteilte Reis und die Sardinen zu Ende waren. Ich bin dankbar, dass Simeon wieder gesund wurde.“ 

Die Hoffnungsnetz-Partner in Zentralafrika versorgen Familien wie die von Tatiana mit Lebensmitteln (Reis, Speiseöl, Trockenfische, Bohnen, Zucker) und ermöglichen ihnen medizinische Hilfe. Daneben wird versucht, die Hygienesituation in den Vertriebenen-Camps zu verbessern. Doch weil täglich neue Menschen dazu kommen, ist die Lage weiterhin dramatisch.

 

Adaa: Ich weiss nicht, ob mein Mann noch lebt

 „Seit ich auf der Flucht vor den Kämpfen mein Telefon im Fluss verloren habe, kann ich meinen Mann nicht mehr kontaktieren. Es ist in der Armee und ich weiss nicht, ob er überhaupt noch lebt.“ Adaa ist die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Neben ihr sitzen acht Kinder und Jugendliche vor der Hütte im Vertriebenencamp. Drei davon sind ihre eigenen Kinder, die übrigen sind Verwandte, welche von ihren Eltern getrennt wurden und die Adaa während ihrer Flucht durch fünf verschiedene Camps aufgenommen hat. 

Ihren Unterschlupf im Camp muss Adaas neunköpfige Familie mit drei anderen Familien teilen. Wenn der Regen kommt, wird das Konstrukt aus Plastikblachen nicht lange halten. Bitte beten Sie, dass die Betroffenen rechtzeitig Hilfe erhalten.