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UKRAINE: VERTRIEBENE IM EIGENEN LAND

«Wohin soll ich gehen?»

Eineinhalb Jahre Krieg. Die anhaltenden Kämpfe in der Ostukraine und die Raketenangriffe im ganzen Land zwingen die Bevölkerung dazu, ihre Heimat zu verlassen. Fünf Millionen Menschen sind vertrieben im eigenen Land. Anfang Juni kam die Zerstörung des Kachowka-Staudamms und die folgende Flut in Cherson dazu. Tausende Ukrainerinnen und Ukrainer verloren in kurzer Zeit alles, was sie hatten.

 

Seit März 2022 lässt das Hoffnungsnetz die Bedürftigen nicht im Stich: Lokale Partner lindern die Not mit Nahrungsmitteln, Schlafplätzen und Hilfsgütern. Auch eineinhalb Jahre nach Kriegsbeginn benötigen die Vertriebenen, die ihre Lebensgrundlage verloren haben, unsere praktische Hilfe. Das Hoffnungsnetz betreut 485 Menschen in Notunterkünften und versorgt monatlich 25'250 Personen mit Lebensmitteln.

 

Svetlana erzählt: «Als russische Truppen in mein Dorf im Gebiet Luhansk eindringen, beginne ich den Bedürftigen heimlich zu helfen. Nach fünf Monaten erfahren die Besatzer davon. Sofort wird mir bewusst, dass ich das Dorf schnellstmöglich verlassen muss. Auf einen Schlag verliere ich alles. Wohin soll ich gehen?


Nur mit Mühe gelingt mir die Flucht über die Frontlinie. ‹Willkommen in der Ukraine!›, begrüssen mich die Leute in Charkiw. Bei diesen Worten kommen mir die Tränen. Ich flüchte weiter in den Westen und erreiche Ternopil. Von Hoffnungsnetz-Partnern erhalte ich Lebensmittel und sie helfen mir, mein Trauma zu verarbeiten. Dafür bin ich unendlich dankbar!»

 

Mit langjährigen Partnern vor Ort hilft das Hoffnungsnetz den Vertriebenen weiterhin. Herzlichen Dank, dass Sie die Menschen in der Ukraine nicht vergessen!

 

 

Bild: LIO

Update August 2023

Ein lokales Team war in der Ostukraine unterwegs, um Lebensmittelpakete zu verteilen. Ein Mitarbeiter berichtet:

 

«Es war eine weitere Reise, eine von vielen. Wir waren in zwei Autos unterwegs. An einer Weggabelung teilten wir uns auf, um je ein Dorf zu besuchen. Wie gewöhnlich verteilten wir die Pakete im Dorfzentrum, wo genügend Platz ist. Und wie immer ging alles schnell, denn die Dörfer waren nicht weit von den Frontlinien entfernt und es wäre gefährlich gewesen, uns lange dort aufzuhalten. 

 

Bald traten wir den Rückweg an. Aber aus irgendeinem Grund nahmen wir eine andere Strasse als diejenige, auf der wir gekommen waren, und am Rande des Dorfes sahen wir ein kleines Haus, neben dem eine Grossmutter stand. Ich sagte, wir müssten anhalten, und eilte zu ihr. Kaum hatte ich mich ihr genähert, fragte sie den Tränen nahe: ‹Habe ich es wieder verpasst?›  

 

Dann erzählte sie uns, dass sie Natalia hiess. Alle ihre Kinder hatten das Dorf schon vor langer Zeit verlassen. Immer, wenn Freiwillige mit Lebensmitteln in ihr Dorf kamen, hatte sie wegen der Entfernung und wegen Problemen mit ihren Beinen Schwierigkeiten, ins Dorfzentrum zu gelangen. Als sie unser wegfahrendes Auto sah, war sie sehr verärgert, dass sie es wieder nicht geschafft hatte. 

 

Schnell riefen wir unsere Freunde im anderen Dorf an und erfuhren, dass sie von ihrer Verteilung noch mehrere Pakete übrig hatten. Nach einer Weile waren sie bei uns. Mit grosser Freude durften wir Natalia ein Lebensmittelpaket überreichen, worüber sie sich ausgiebig bedankte.» 

 

Viele ältere Menschen können ihr Zuhause nicht mehr verlassen. Darum ist es wichtig, sie zu besuchen. Denn was für den einen eine Kleinigkeit ist, ist für den anderen eine grosse Hilfe.

 

 

Grossmutter Natalia erhält ein Lebensmittelpaket. Foto: HMK

Update Februar 2023

Ein Jahr nach Beginn des Kriegs ist noch kein Ende in Sicht. Die Zerstörung ist immens, Tausende sind gestorben, Millionen wurden zur Flucht gezwungen. Die umliegenden Länder, allen voran die Nachbarländer Moldawien und Rumänien, kämpfen mit Flüchtlingsströmen und enormen Preissteigerungen. Das ändert jedoch nichts am Wunsch unserer Partner, weiterhin Tag für Tag Menschen in Not zu helfen.

 

Aufgrund von Veränderungen der Frontlinien sind einige Gebiete im Osten der Ukraine wieder zugänglich. Wir verfügen über die notwendigen Transportmittel und unternehmen lange Reisen (Hin- und Rückweg etwa 1000 km) von der Zentralukraine in den Osten, um Lebensmittelpakete zu liefern. In Kirchen und Sozialzentren in der Westukraine, in Moldawien und in Rumänien stellen wir Schlafplätze zur Verfügung, wo Menschen manchmal eine Nacht, manchmal mehrere Monate bleiben. Die Zahl der Flüchtenden nimmt seit Sommer 2022 ab, aber besonders in Moldawien und Rumänien sind immer noch viele auf der Flucht nach Westeuropa oder der Rückkehr ins Heimatland. In den kalten Wintermonaten sind die Zentren – die wir mit Generatoren ausrüsten – trotz ständigen Stromausfällen ein Ort der Wärme.

 

Durch die Nothilfe sind weitere Arbeitszweige entstanden: Arbeitsplätze für Online-Unterricht, Aktivitäten für Kinder und Jugendliche, Hilfe bei der Arbeitssuche oder bei juristischen Problemen, Kurse zur Trauma-Bewältigung, Nähkurse, einzelne Wiederaufbauprojekte. So wurde in Lwiw der Dachstock einer Kirche renoviert, um für weitere Flüchtlinge Platz zu machen. Und in Sarata Galbena in Moldawien wurden Hallen für Kindercamps ausgebaut. Dort unterstützen wir dort eine Bäckerei. An Spitzentagen werden dort 1500 Brote gebacken und an bedürftige Flüchtlinge wie auch Einheimische verteilt.

 

 

Bild: Eine Frau in ihrem zerstörten Haus in der Ostukraine. Foto: LIO

Update Dezember 2022

Ein Partner aus der Stadt Lwiw berichtet: «Im ganzen Land ist die Energielage kritisch. Jeden Tag haben wir mehrere Stunden keinen Strom. Besonders kleinere Ortschaften sind herausgefordert. Die Behörden haben gesagt, wir müssen darauf vorbereitet sein, mehrere Wochen komplett ohne Strom auszukommen. Ich weiss nicht, wie wir das schaffen sollen. Die Heizung und die Wasserversorgung brauchen auch Strom. Wir helfen weiterhin den vielen Flüchtlingen, z. B. mit unseren neuen Rehabilitationskursen, die schon in zehn verschiedenen Orten gestartet haben.»

 

Der Energiemangel ist im Winter besonders herausfordernd. Aus diesem Grund verteilt das Hoffnungsnetz Lebensmittel, Trinkwasser, Kleider, warme Decken, Medikamente, Stromgeneratoren und vieles mehr in der ganzen Ukraine. Ein Stromgenerator wurde an unseren Partner in Lwiw geliefert, damit die Menschen in der Flüchtlingsunterkunft die harten Wintermonate etwas leichter überstehen können.

 

 

Update Oktober 2022

Alex aus Mariupol erzählt: «Nach Kriegsbeginn sah ich meine Heimatstadt fast jeden Tag brennen. Es fühlt sich an, als ob sie vom Erdboden verschluckt wurde. Mitten im Kriegsgebiet half ich bei der Unterbringung von Flüchtlingen und bei der Verteilung von Lebensmitteln. Es würde zu lange dauern, alles zu erzählen, was ich dabei erlebte. Einmal traf eine Rakete eine nahegelegene Kirche, aber Gott sei Dank überlebten alle. Nach etwa einem Monat beschloss ich, in Richtung Saporischschja zu ziehen. Mit einer Gruppe von Leuten lief ich 40 Kilometer, bis uns ein Auto mit Freiwilligen abholte. Danach passierten wir etwa 20 Kontrollpunkte, bevor wir endlich ukrainisch kontrolliertes Gebiet erreichten. Alle im Auto weinten, als wir merkten, dass wir in Sicherheit waren. Schliesslich schaffte ich es nach Lwiw und freute mich, dass es dort Essen und Wärme gab und dass ich vorübergehend in Sicherheit war. Aber mein Herz schmerzt für die Menschen, die zurückgeblieben sind. Ich möchte nach Hause gehen und das Leben weiterleben, das mir genommen wurde.»

 

 

Herzlichen Dank, dass Sie den Menschen wieder Hoffnung geben.

Bitte Spenden Sie jetzt!

 

Mit CHF 25.– schenken Sie einer Familie Lebensmittel für 10 Tage.

 

Mit CHF 100.– ermöglichen Sie einer Familie eine Woche Aufenthalt in einer Notunterkunft.

 

Ihre Spende hilft direkt, schnell und unkompliziert. Vielen Dank!

 

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So werden die Menschen unterstützt:

  • Geheizte Schlafunterkünfte
  • Essen und Wasser
  • Kleider, Decken, Medikamente und andere Hilfsgüter
  • Bustransporte zu sicheren Orten
  • Lebensmittellieferungen in abgelegene Gebiete
Bild: Jana Čavojská

Flyer zur Sammlung

Link zum Flyer der Hoffnungsnetzsammlung Ukraine