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Sahel: Was wächst, ist der Hunger

Frau in karger Landschaft
Foto: Richard Hanson, Tearfund UK

Ausgetrocknete Böden können schlecht Wasser aufnehmen. Bei heftigen Regenfällen in Dürregebieten kommt es daher häufig zu Überschwemmungen. Genau das ist nun in Krisengebieten im Sahel geschehen. Die Region Dosso, südlich des Projektgebiets des Hoffnungsnetz in Niger ist mit rund 70‘000 Menschen, die vor den Fluten fliehen mussten, besonders stark betroffen. Vielerorts wurden die Felder überflutet und ein grosser Teil der neuen Ernte – die Hoffnung der Bevölkerung – bereits wieder zerstört. 

Die prekären Hygieneverhältnisse (sichere Latrinen und Zugang zu Trinkwasser fehlen) führten zu einem Ausbruch von Colera. Weil die Menschen durch den Hunger stark geschwächt sind, stellt die drohende Epidemie eine grosse Gefahr dar. Die Partnerorganisation vor Ort analysiert die Situation fortlaufend und trifft die nötigen Massnahmen, um den Menschen beizustehen. Unterstützung wird noch über längere Zeit notwendig sein. 

  

Azourfa bangt um ihre Kinder

“Vor zehn Jahren starb meine Tochter während einer grossen Dürre.”, erzählt die 42-jährige Azourfa mit Tränen in den Augen. Die Dürre in Niger, dem westafrikanischen Binnenstaat, ist gnadenlos. Heute bangt Azourfa erneut um ihre Kinder. “Meine Arbeit bis anhin war es, Ziegenmist einzusammeln, welchen ich als Dünger auf dem Markt verkaufe”, erzählt sie. “Ich brauche 4 Tage, bis ich genug zusammenhabe, dass es sich lohnt, zu verkaufen. Das Geld, das ich damit verdiene, reicht nicht einmal für eine Mahlzeit für meine Familie.” Eine ausweglose Situation, die durch die Dürre, welche im letzten Jahr wütete und die Nahrungsmittelvorräte auf ein Minimum schrumpfen liess, noch verschärft wird. Und dabei haben die „Hungermonate“, die Monate bis zur Ernte im Oktober 2012, gerade erst begonnen…

“Vor kurzem hat mir der Käufer, welcher mir immer den Dünger abkaufte, mitgeteilt, dass er mich nicht mehr bezahlen kann.”, klagt Azourfa. “Wovon sollen wir nun leben?”Kraftlos hält sie ihr jüngstes Kind in den Armen. Rufaida ist winzig und wimmert leise. Dass sie bereits knapp zwei Jahre alt ist, sieht man ihr nicht an. Hunger und Mangel stehen ihr ins Gesicht geschrieben. Wird Rufaida überleben?

 

Nagender Hunger

Die Dürre in Niger hat verheerende Auswirkungen, welche nun zu Tage kommen: Familien, die normalerweise bis zu 900 Kilogramm Hirse jährlich ernten konnten, erzählen nun von Maximalernten von 15 kg im 2011, eine Ernte, von der man unmöglich überleben kann. Unter- und Mangelernährung sind weit verbreitet und für Kinder besonders gravierend: Ihre körperliche und psychische Entwicklung verlangsamt sich, ihnen fehlt Energie, sie sind lethargisch. Gehen sie zur Schule, ist ihre Aufnahme- und Konzentrationsfähigkeit stark eingeschränkt. Azourfa erzählt von ihrem kargen Speiseplan: „Ich sammle wilde Kräuter, doch das reicht einfach nicht für eine gesunde Mahlzeit.“ Deutlich sieht man dies bei Rufaida. Es ist unsicher, ob sie vom dauernden Hunger nicht schon bleibende Schäden davongetragen hat.
 
Zwar wird der Sahel immer wieder von Dürren heimgesucht, doch bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die Situation in diesem Jahr besonders dramatisch wird. Über 19 Millionen Menschen sind von der Krise betroffen und verfügen bereits nicht mehr über genügend und qualitativ gute Nahrungsmittel, die langfristig ein gesundes Leben ermöglichen. Über eine Million Kleinkinder (unter fünf Jahren) sind von schwerer, akuter Mangelernährung bedroht, die in kurzer Zeit zum Tod führen kann.

Nahrungsmittel und Stärkung der Menschen

Das Hoffnungsnetz leistet umfassende Hilfe in der Region Dogondoutchi. Neben akuter Nothilfe werden längerfristig die Lebensbedingungen der Betroffenen verbessert. Im ersten Monat erhalten 10‘000 gefährdete Menschen eine kostenlose Nahrungsmittelversorgung: eine Ration von 7.5kg Hirse pro Person. Man geht davon aus, dass in einem Monat die Ernte von Gemüse möglich ist. Die Situation wird dann neu beurteilt und bei Bedarf wird die Verteilung weitergeführt.

Weiter werden in 16 stark gefährdeten Dörfern kommunale Getreidelager aufgebaut, welche von einem Komitee aus der Dorfbevölkerung auch längerfristig verwaltet werden.

Zur nachhaltigen Verbesserung der Ernährungssituation tragen auch Massnahmen zur Verbesserung und/oder Wiederherstellung von Landflächen bei: Zum Beispiel werden Terrassen angelegt und Bäume gepflanzt (Erosionsschutz). Die Landflächen können so längerfristig wieder für landwirtschaftliche Zwecke genutzt werden.
Dieser Teil des Projekts funktioniert nach dem Prinzip „Work-for-Cash“, die Mitglieder der Arbeits-Equipen werden also für ihre Mitarbeit bezahlt, was wiederum eine Verbesserung der finanziellen Lage der beteiligten Familien zur Folge hat.

Azourfa bangt um ihre Tochter

Die kleine Rufaida ist vom Hunger gezeichnet.
Rufaida.

Rufaida ist viel zu klein für ihr Alter. Dass sie bereits knapp zwei Jahre alt ist, sieht man ihr nicht an. Hunger und Mangel stehen ihr ins Gesicht geschrieben. Mutter Azourfa erzählt von ihrem kargen Speiseplan: „Ich sammle wilde Kräuter, doch das reicht einfach nicht für eine gesunde Mahlzeit.“ Deutlich sieht man das dem Kind an. Es ist unsicher, ob sie vom dauernden Hunger nicht schon bleibende Schäden davongetragen hat.

Schüssel mit getrockneten Blättern.
Mahlzeit der Familie.

Powerpoint

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Bildschirmpräsentation Sahel